Das Beste aus On-premises und Cloud
Seit Jahren beschäftige ich mich damit, die PLM-Prozesse der Kunden zu analysieren und neue Lösungskonzepte für ihre PLM-Bebauung zu entwickeln....
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Michael Wendenburg : 25.5.2021
Klaus Erdrich und Jürgen Hillemann im Interview zur neuen BCT Cloud4PLM Lösung.
BCT Technology vertreibt Teamcenter nicht nur als lokal installierbare PLM-Lösung und als SaaS-Angebot. Der Siemens-Partner bietet seinen Kunden außerdem eine eigene Cloud-PLM-Lösung an. Sie kombiniert die Vorteile der Cloud-Infrastruktur mit der Anpassungsfähigkeit einer On-premises-Lösung. Was BCT sich davon verspricht, erläutern die Vorstände Klaus Erdrich und Jürgen Hillemann im Interview.
Frage: Wie viele PLM-Kunden hat BCT aktuell und wie groß ist ihr Interesse an PLM aus der Cloud?
Erdrich: BCT hat derzeit knapp 100 PLM-Kunden. Ihr Interesse an PLM aus der Cloud wächst, zum einen, weil sie in anderen Bereichen gute Erfahrungen mit Cloud-Lösungen wie Salesforce gemacht haben und zum anderen, weil Cloud-Dienste durch die Corona-Pandemie einen deutlichen Schub bekommen haben. Allerdings hängt das Interesse stark von der Kundensituation ab. Ein Start-up, das Ausgaben für IT-Hardware und -Personal vermeiden möchte, hat andere Anforderungen als ein gestandener PLM-Anwender mit einer On-premises-Umgebung im eigenen Rechenzentrum. Hier werden wir oft auf die Cloud angesprochen, wenn in größerem Stil Hardware ersetzt oder PLM-Anwendungen nach Firmenakquisitionen skaliert werden müssen.
Frage: Warum hat sich BCT entschieden, noch während der Pandemie eine eigene Cloud-Lösung auf den Markt zu bringen?
Hillemann: Die Pandemie hat den Digitalisierungsbedarf und auch den Rückstand in vielen Bereichen offengelegt. BCT agiert antizyklisch und bringt die Lösung gerade jetzt auf den Markt, weil wir überzeugt sind, dass Cloud-PLM-Lösungen während, aber auch nach der Pandemie stärker gefragt sein werden.
Frage: Worin unterscheidet sich das SaaS-Angebot von Siemens und das BCT-eigene Cloud-Angebot BCT Cloud4PLM?
Erdrich: Siemens Teamcenter X ist ein SaaS-Angebot mit allen Vor- und Nachteilen, das idealerweise auch so betrieben werden sollte. Wir unterstützen die Lösung, weil wir dafür einen Markt sehen. Das Modell ist aus unserer Sicht dann geeignet, wenn der Kunde eine weitgehend standardisierte PLM-Applikation haben möchte, die er schnell produktiv setzen kann. Andererseits sehen wir gerade in Deutschland, der Schweiz und in Österreich zusätzlichen Bedarf für Teamcenter-Lösungen, die zwar in einer Cloud-Infrastruktur betrieben werden, aber trotzdem kompromisslos an die Kundenanforderungen angepasst werden können. Wir positionieren unsere Lösung bewusst zwischen On-premises und Saas, weil wir überzeugt sind, dass es gerade im gehobenen Mittelstand dafür eine hohe Nachfrage gibt.
Frage: Will BCT mit seinem Cloud-Angebot vorrangig seine Marktposition verteidigen oder zusätzliches Wachstum an neuen Märkten generieren?
Hillemann: Sowohl als auch. Wir sehen Cloud-PLM als Angebot für Bestandskunden, die aufgrund von geänderten Rahmenbedingungen und Anforderungen in die Cloud wechseln möchten. Wir glauben aber auch, dass eine Cloud-Lösung für Kunden, die neu in PLM einsteigen oder von einer anderen PLM-Lösung auf Teamcenter umsteigen wollen, eine überlegenswerte Option ist.
Frage: Welche Kunden adressieren Sie vorrangig mit den unterschiedlichen Cloud-Angeboten? Neu- oder Bestandskunden?
Erdrich: Wir möchten primär Neukunden ansprechen, die vor einer PLM-Entscheidung stehen. Sie bedeutet IT-seitig einen gewissen Aufwand, egal ob der Kunde sich für On-premises oder die Cloud entscheidet. Deshalb ist es ratsam, sich im Vorfeld gut zu informieren und die Optionen abzuwägen. Wir vermitteln den Kunden hier Kontakte zu Beratungsfirmen, die für ihn sachlich und "emotionslos" eine TCO-Betrachtung durchführen. Die Entscheidung trifft immer der Kunde, wir geben hier nur Hilfestellung.
Frage: Für welche Unternehmen wird sich PLM aus der Cloud am meisten lohnen?
Hillemann: Wir denken, dass insbesondere Kunden, die ihre Nutzer und Anforderungen strategisch skalieren möchten oder müssen, dies in der Cloud schneller, effizienter und wahrscheinlich auch kostengünstiger bewerkstelligen können als im eigenen Rechenzentrum, zumal wenn es ausgebaut werden muss. Schnell zu reagieren, ist in der Cloud einfacher als On-premises.
Frage: Was sagen die Kunden, die sich über die Sicherheit und Verfügbarkeit in der Cloud Gedanken machen?
Erdrich: Hier gibt es viel Aufklärungsbedarf. Die Kunden sind sich oft nicht bewusst, dass ihre bestehende IT-Infrastruktur viel gefährdeter ist als die eines professionellen Cloud-Betreibers. Eine Teamcenter-Umgebung in der AWS-Infrastruktur verfügt über ausgeklügelte, mehrstufige Sicherheitsmechanismen, die wir den Kunden gemeinsam mit unserem Partner Bechtle gerne im Detail erläutern. Auch das Thema Verfügbarkeit steht außer Frage. Der Kunden hat „out of the box” Möglichkeiten der geografischen Verteilung auf unterschiedliche Server-Standorte, die bei einer On-premises-Installation nur mit hohem finanziellem Aufwand zu realisieren wäre.
Frage: Warum haben Sie sich für AWS als bevorzugten Provider Ihrer Cloud-Infrastruktur entschieden?
Hillemann: Die Entscheidung ist uns leichtgefallen, weil AWS der Platzhirsch und Teamcenter für AWS zertifiziert ist. Außerdem bietet AWS Zusatzdienste wie Appstream, die unseren Kunden einen direkten Nutzen bringen. Bei einer solchen, strategischen Entscheidung muss der Kunde sicher sein, dass er technologisch nicht so schnell an Grenzen stößt und nach ein paar Jahren zu einem leistungsfähigeren Cloud-Anbieter wechseln muss.
Frage: Welche Rolle spielt das IT-Systemhaus Bechtle für Ihr Cloud-Angebot?
Erdrich: Wir arbeiten mit Bechtle seit Jahren erfolgreich zusammen und vertrauen einander. Bei vielen unserer Kunden in der DACH-Region ist die Firma schon als IT-Partner gesetzt. Bechtle hat eine exzellente Expertise beim Aufbau und der Betreuung von AWS-Infrastrukturen. Wir bringen unsere Teamcenter-Expertise ein und bilden somit ein perfektes Team, um Kunden den Einstieg in die Cloud-Welt zu ermöglichen.
Frage: Wer berät die Kunden beim Einstieg bzw. Umstieg in die PLM-Cloud?
Hillemann: Primär BCT im Schulterschluss mit Bechtle, es sei denn, der Kunde möchte im Vorfeld eine TCO-Analyse von einem neutralen Beratungshaus einholen. Wir führen keine Glaubenskriege. Wenn der Kunde On-premises weiterarbeiten möchte, unterstützen wir seine Entscheidung. Unsere Stärke ist, dass wir drei Optionen abdecken: On-premises, IaaS und SaaS. Der Kunde kann nach einer objektiven Beratung selbst entscheiden, welche Option für ihn die beste ist. Wichtig ist, dass er immer einen kompetenten Ansprechpartner für sein Teamcenter-PLM vor Ort hat.
Frage: Wie skalierbar ist das Cloud-Angebot von BCT? Kann der Kunde seine Installation von heute auf morgen ausbauen oder downsizen?
Erdrich: Wir setzen die Systeme so auf, dass sie jederzeit in beide Richtungen skaliert werden können. Außerdem kann der Kunde bei Bedarf ein Testsystem dazuzuschalten, wenn z. B. funktionale Erweiterungen anstehen.
Frage: Können Kunden ihre bestehenden PLM-Installationen 1:1 in die AWS-Cloud umziehen? Wer hilft ihnen bei der Migration?
Hillemann: Bestehende PLM-Installationen können umgezogen werden. Gemeinsam mit Bechtle unterstützen wir Kunden bei der Migration, denn sie muss ordentlich geplant werden. Dabei wäre z.B. zu hinterfragen, ob es sinnvoll ist, sie 1:1 umzuziehen, weil dabei vielleicht einige Vorteile der AWS-Dienste verloren gehen.
Frage: Eine Herausforderung bei Cloud-PLM ist die Integration. Wer integriert die Cloud-Lösung in die IT-Landschaft des Kunden?
Erdrich: Auch hier agiert die BCT im Schulterschluss mit Bechtle und den IT-Spezialisten des Kunden. Die Kunden profitieren davon, dass wir eine produktiv einsetzbare Teamcenter-Umgebung bei AWS aufgebaut und in unsere IT-Landschaft integriert haben. Dieses Setup dient ihnen als Referenz und kann in vielen Fällen als Vorlage für typische Kundenanbindungen genutzt werden.
Frage: Wer übernimmt die Betreuung der PLM-Installation in der Cloud? Bietet BCT seinen Cloud-Kunden Managed Services an?
Hillemann: BCT betreut die PLM-Installation für den Kunden, der je nach vorhandenen IT-Ressourcen und -Kapazitäten zwischen verschiedenen Service Levels wählen kann. Wir bieten sowohl Managed Services als auch individuelle Serviceangebote. Für die Infrastruktur ist Bechtle als Managed Services-Provider an Bord.
Frage: Werden Sie Ihren Kunden künftig auch Autorensysteme wie NX aus der Cloud anbieten und wenn ja in welcher Form?
Erdrich: Ein klares JA. Der Kunde hat die Wahl zwischen lokal installiertem NX mit Anbindung an ein Cloud-basiertes Teamcenter und einer über Appstream bereitgestellten Anwendung, die ohne lokale Hardware-Ausstattung im Webbrowser läuft. Auch ein Mischbetrieb ist möglich, d.h. eine On-premises-Installation am zentralen Entwicklungsstandort in Kombination mit einer Streaming-Umgebung an Standorten mit wenigen Konstruktionsarbeitsplätzen oder bei externen Partnern.
Frage: Wie unterstützt Siemens Industry Software Sie bei der Transition zu einem Cloud-basierten Geschäftsmodell?
Hillemann: Siemens geht schon seit drei, vier Jahren den Partnern gegenüber offen mit dem Cloud-Thema um. Deshalb kommen die anstehenden Veränderungen für uns nicht unerwartet. Wir verfolgen seit zwei Jahren eine klare Cloud-Strategie und sind heute in der Lage, unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen zu bieten. Siemens hat uns in diesem Veränderungsprozess unterstützt und baut auf uns als größten PLM-Partner in Deutschland und in der Region EMEA. Unser Engagement braucht Größe, technologisches Know-how, starke Partner wie Siemens und Bechtle und natürlich Kunden, die bereit sind, den Weg in die Wolken mit uns zu gehen.
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